Advent und Weihnachten – Weihnachten und Advent
Liebe Schwester, lieber Bruder in Christus, unserem Herrn,
vielleicht ziehst du gerade beim Lesen der Überschrift etwas gelangweilt die Augenbrauen hoch, weil es wieder, wie in den letzten beiden Jahren auch, um Weihnachten geht. Ja, ich gebe dir sogar Recht, wenn es erneut nur um die Weihnachtsbotschaft geht, die wir sehr ausführlich aus dem Lukas-Evangelium kennen sollten.
Aber wie sieht es mit der geistlichen Betrachtung dieses sehr wichtigen Details in Gottes Heilsplan aus? Welche Bedeutung haben Advent und Weihnachten für uns heute lebende Gläubige?
Der Apostel Paulus schreibt dazu in seinem zweiten Brief an die Korinther: Denn es geschieht alles um euretwillen, auf dass die Gnade durch viele wachse und so die Danksagung noch reicher werde zur Ehre Gottes. Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.
(2. Korinther 4, 15-16)
Es ist der Menschheit und den Christen in Sonderheit aus ihrem Wissen heraus klar, dass Advent Ankunft heißt und Weihnachten das Geburtsfest unseres Heilandes Jesus Christus ist. So weit, so gut.
Aber wie sagte uns der Herr? „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ (Johannes 18, 36) Da nun aber das Trachten und das Sinnen der Menschen auf zeitliches Glück und Wohlergehen ausgerichtet ist, feiern sie in der Regel solche festlichen Zeiten doch nur nach Normen und Formen. „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind“ …
Wahre geistliche Werte darin zu finden, das ist nicht vielen gegeben. Die Heilige Schrift sagt uns dazu im Epheserbrief 3, 16: „dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen“ – mit einfachen Worten: Alles soll uns zur Stärkung und Formung des inwendigen Menschen dienen.
Nun liegt die Geburt Jesu bereits ca. 2000 Jahre zurück. Er wurde geboren, hat sich uneingeschränkt in den Dienst Gottes gestellt, hat ihn verklärt und geoffenbart, hat gelitten, wurde gekreuzigt, ist gestorben und wurde begraben. Er ist am dritten Tage auferstanden von den Toten, ist gen Himmel gefahren, von wo er kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten. Damit ist rein formell die Ankunfts- bzw. Vorbereitungszeit vor Weihnachten, dem Geburtsfest Jesu, erfüllt. Das heißt, wenn wir heute von einer Advent- und Vorbereitungszeit reden, dann ist doch in erster Linie das Leben im sogenannten zweiten Advent gemeint – wir bereiten uns auf die Wiederkunft Christi vor.
Allerdings ist es von der geistlichen Betrachtung her nicht ganz so einfach.
Und da sind wir bei Weihnachten. Für viele, ja wohl die meisten, Menschen ist das Weihnachtsfest ein Fest der Familie oder auch ein Fest der Liebe. ABER, die Geburt des eingeborenen Sohnes Gottes steht dabei nicht im Mittelpunkt. Ja, man hört und singt Weihnachtslieder, geht auch vielleicht zur Andacht am Heiligen Abend oder in den Gottesdienst am ersten Weihnachtstag, aber das war es dann meistens schon.
Auch im Apostelamt Jesu Christi wird in einigen Gemeinden am zweiten Weihnachtstag kein Gottesdienst mehr gefeiert. Warum eigentlich nicht?
Ansonsten stehen die Geschenke und das gute Essen im Vordergrund. Da darf sich ein jeglicher selber fragen, welche geistlichen Werte brachte mir das Weihnachtsfest. Ist Christus einstens als Erlöser und Heiland im Stall von Bethlehem geboren, so muss er auch in dir und in mir zur Geburt kommen, damit du und ich ein neues Leben, in Christus gewirkt, beginnen können. Das ist in etwa gleichbedeutend mit der Wassertaufe. Unser Leben erfährt eine Abkehr von unserem bisherigen Leben. Durch das Wort Gottes (gleich Wasser) gehen wir den Weg der Buße und des Evangeliums Christi und nehmen zu an Alter, an Weisheit und an Gnade bei Gott und bei den Menschen. Das ist ein Prozess und jeder von uns geht diesen Weg in einer individuellen, und in Formung und Erkenntnis unterschiedlichen, Zeit. Das bedeutet, mein erster Advent, meine erste Vorbereitungszeit endet für mich, wenn Christus in mir geistlich zur Geburt gekommen ist.
Dann erlebe ich auch das Weihnachtsfest in einer inneren Freude und Erkenntnis, die mit den Normen und Formen, wie die Welt dieses Fest begeht, nichts mehr gemein hat. Den von den Engeln verheißenen Frieden darf ich bewusst in meinem Inneren erleben, so dass meine Seele zur Ehre Gottes singt und seinen Namen von Herzen lobt und preist.
Die von Jesus Christus eingesetzten Sakramente, welche die unmittelbarste und innigste Beziehung zu dem neuen Leben haben, welches Gott uns in seinem Sohn gegeben hat, sind neben der Wassertaufe, der lebendig machende Geist (die Heilige Versiegelung) und das Sakrament des Heiligen Abendmahls, wodurch dieses Leben in uns erhalten, gestärkt und erneuert und seine fortwährende Betätigung gesichert wird.
Heute leben wir, die Gemeinde Christi, in der Erwartung der Wiederkunft Christi und bereiten uns darauf in gegenseitiger Erbauung unter Schwestern und Brüdern, getragen von geschwisterlicher Liebe und Eintracht, zu. Gott hat dazu in der Neuzeit wieder Apostel gegeben, mit der Aufgabe, die Braut (also die Gemeinde Christi) auf das Hochzeitsmahl mit dem Bräutigam, unserem Herrn Jesus Christus, vorzubereiten (Offenbarung 19, 7-10). Das nennen wir das Leben im zweiten Advent. Neben den Aposteln hat der Herr auch wieder seine Geistesgaben und die notwendigen Charaktere (Prophet, Evangelist, Hirte) in seiner Gemeinde offenbart. Mit anderen Worten, sie alle sind die Ordnungen, wodurch die wesentliche Güte und Segensfülle, die in Gott ist, der Welt geoffenbart und in den Schoß der Gemeinde Christi gegeben wurde.
Aussagen zur Wiederkunft Christi bzw. zu seinem „Wiederkommen“ können wir in der gesamten Heiligen Schrift, im Alten und im Neuen Testament, an verschiedenen Stellen nachlesen.
Der Herr hat uns dazu auch einige Gleichnisse, wie zum Beispiel das Gleichnis vom Großen Abendmahl (Lukas 14, 15-24) oder das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen (Matthäus 25, 1-13) gegeben, die auf dieses Ereignis verweisen und für uns Ratgebung und Wegweisung sind.
Jesus sagte seinen Jüngern, dass es unmöglich sei, den Zeitpunkt seiner Wiederkunft zu bestimmen. Er wird zu einer Zeit kommen, da wir es nicht meinen. Daher ist es nicht wichtig, zu wissen, wann er kommen wird, sondern bereit zu sein, wenn er kommt. Sammeln wir daher in dieser Vorbereitungszeit, unserer Gnadenzeit hier auf Erden, die Schätze, die Ewigkeitscharakter haben. Hören und bewahren wir das Wort Gottes (Weisheit) und setzen es um, dann ist Erkenntnis unser Gewinn und durch diese Zeugnisse und gemachten Erfahrungen mit unserem lebendigen Gott wächst unser Glaube. Allein mit Gottes Hilfe können wir bereit sein, egal welche Umstände er zulässt. Er gibt uns die Kraft, die wir brauchen, um Anfechtungen durchzustehen. Deshalb beten wir in guten wie in sorgenvollen Tagen „Dein Reich komme, dein Wille geschehe“ und „Erlöse uns von dem Übel“.
Bleiben wir beständig in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes unter Brüdern und Schwestern, wo die Liebe und die Eintracht wohnen, um uns auf die Wiederkunft unseres Herrn vorzubereiten. Jesus will, dass wir dort sind, wo er ist. Und wir wollen es auch.
Im Namen der Apostelkonferenz wünsche ich euch und euren Lieben eine besinnliche Zeit im Advent und eine gesegnete Weihnachtszeit!
Apostel Frank Laeufer
