Gottes Geschenk zur Weihnacht
Wenn wir in den nächsten Tagen das Weihnachtsfest feiern, erinnern wir uns an die Geburt unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium beschreibt uns auf wunderbare Weise Gottes Wirken – das vor langer Zeit durch Propheten angekündigte Geschenk Gottes an uns Menschen ist übergeben worden. Noch deutlicher finden wir diesen Gedanken im Johannesevangelium (Johannes 3, 16) formuliert: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Gott gab einer Menschheit sein Liebstes: ER hat uns mit seinem Sohn beschenkt. In Jesus von Nazareth wurde Gott Mensch und hat seiner Schöpfung den Weg zu Heil und Rettung gebracht. Wir tun gut daran, den wahren Inhalt des Weihnachtsfestes und das Geschenk Gottes immer wieder in den Mittelpunkt dieser Tage zu stellen.
Doch haben wir dafür noch Zeit – in einer von Hast und Hektik geprägten Gegenwart? Wie so oft haben sich mit einem guten Gedanken versehene Bräuche am Ziel vorbei (sündhaft?) verselbständigt.
Für viele Menschen gehören Geschenke zum Alltag, auch zum Weihnachtsfest. Es ist etwas Schönes und Verbindendes, unsere Lieben zu beschenken. Und da es vielen Menschen in unserem Land gut geht, praktizieren wir diesen Brauch mitunter sehr intensiv.
Aber wo kommt eigentlich diese verführerische Tradition her? Im Mittelalter war es üblich, im Gedenken an den Bischof von Myra (Legende vom Heiligen Nikolaus) den Kindern und Armen zum 6. Dezember kleine Geschenke zu machen. Martin Luther wollte in seiner Zeit etwas gegen die überall präsente Heiligenverehrung tun. So begann er, am Weihnachtstag die Familie zu versammeln, um die Geburt des Herrn zu feiern. Um die Bedeutung dieses Festes hervorzuheben, gab es für alle kleine Geschenke. Waren es anfangs bescheidene Gaben (Nüsse, Äpfel, Basteleien, …), bestaunen wir heute eine fast grenzenlose Vielfalt einer auf alle unsere Wünsche ausgerichteten „Weihnachtsindustrie“.
Wir sollten den maßlosen Zeitgeist nicht gedankenlos an uns heranlassen, damit der eigentliche Sinn dieses Festes nicht verdrängt wird oder sogar verloren geht. Ich muss mich hinterfragen, ob bei mir noch ehrliche Freude an Gottes heiliger Gabe, seinem Geschenk der Weihnacht, im Mittelpunkt steht.
Wäre es daher nicht segensreich, sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen, um für das Wesentliche auch Zeit zu haben? Es gibt unter uns viele Mitmenschen und Glaubensgeschwister, die sich wegen des ganzen Drumherums der Vorbereitungen (übertriebener Geschenkestress, durchorganisierte Familienbesuche, aufwendige Weihnachtsessen, …) auf dieses Fest gar nicht mehr freuen können und sich vom angeblich schönen Weihnachtsfest bedrängt fühlen …
Nichts von dem eben als „Drumherum“ Beschriebenen möchte ich in ein schlechtes Licht rücken; jedes Einzelne darf auch in unserer Zeit seinen Platz haben. Wenn wir es mit dem rechten Maß, mit Liebe tun und uns darin mit unserem Schöpfer, dem wahren Geber der Weihnacht, und seinen Absichten verbinden. Der gottgewollte Inhalt sollte niemals durch eine kunstvolle Verpackung verdrängt werden. Hier beginnt nämlich das Werk des Verführers.
Weihnacht – der Christ Gottes ist geboren. ER wurde uns in die Schöpfung als Gottes Heilsplan geschenkt. Gott will alle Menschen vom Fluch der Sünde erlösen und ein ewig währendes Leben in seinem Reich schenken.
In der Vorfreude und Erwartung auf diese Zusagen sind auch wir heute aufgerufen, diese Heilsbotschaft anzunehmen und weiterzutragen und dadurch unseren Mitmenschen einen Weg zu Gottes Frieden aufzuzeigen.
Wenn wir versuchen, das „irdische Grundrauschen“ zu reduzieren, können wir die (Vor-)Freude auf das Weihnachtsfest wiederbeleben und das Geschenk Gottes in die Mitte dieses Festes stellen. Das wäre nicht nur schön, sondern richtig. Lassen wir uns vielmehr von der Weihnachtsgeschichte inspirieren und nehmen wir die darin enthaltene Botschaft an!
Ich bin überzeugt, dass auf diese Weise ein lebendiger Segen zur Weihnacht sichtbar wird. Wir hätten wieder mehr Zeit, uns ungezwungen und mit fröhlichem Herzen zu Gott zu nahen, verbunden im gemeinsamen Loben und Danken. Ehrlich dankbare Herzen zu sehen, würde unseren Herrn sicher freuen.
Vielleicht hätten wir dann auch mehr Freiraum, das Weihnachtsfest mit christlichen Inhalten zu füllen. Wäre das nicht ein im Sinne unseres Vaters weitergegebenes Geschenk, zum Beispiel zu unseren Gottesdiensten Gäste einzuladen (unsere Kinder/Familie, ehemalige Geschwister, Nachbarn oder Arbeitskollegen, …)?
Wir könnten auch die Gottesdienste oder Gemeindebegegnungen in dieser Zeit bewusst bei der Planung unserer Familientreffen berücksichtigen, als Teil oder Anlass der Treffen.
Auch die bewusste Auswahl für ein kleines Geschenk, wie zum Beispiel eine Kinderbibel an unsere Jüngsten (mit dem Versprechen, die darin beschriebenen Geschichten vorzulesen), würde weihnachtliche Gedanken und die heutigen Bräuche verbinden.
Lassen wir uns berühren, diese Gedanken zu bewegen! Ich bin mir sicher, dass sie uns zu einem gesegneten Fest und zu Gottes Frieden führen.
Liebe Schwestern und liebe Brüder, liebe Kinder und liebe Freunde,
im Namen aller Apostel der Apostelkonferenz möchte ich euch und euren Lieben gesegnete Tage in der Adventszeit sowie ein frohes Weihnachtsfest wünschen.
Apostel Hardy Grothe