Christi Himmelfahrt
In diesem Jahr feiern wir am 29. Mai den Tag „Christi Himmelfahrt“. Für viele Menschen ist er lediglich ein willkommener arbeitsfreier Tag. Anders als Ostern und Weihnachten ist er auch nicht mit Geschenken und Familienfesten verbunden und den Kindern kann man keine schönen „Märchen“ erzählen. Für die Christen ist es aber ein bedeutender Tag und wir können dankbar sein, dass dieser Feiertag in unserem Land noch nicht „abgeschafft“ ist.
Wenn wir die Bibel aufschlagen, finden wir im Markus- und Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte Berichte darüber.
So lesen wir im Markusevangelium am Schluss seines Buches (Kapitel 16, 14-20): „Zuletzt, als die Elf zu Tisch saßen, offenbarte er sich ihnen und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härte, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten als Auferstandenen. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird’s ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, so wird’s gut mit ihnen. Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus und predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen.“
Das Lukasevangelium endet mit folgender Beschreibung (Kapitel 24, 50-53): „Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“
Aus der Apostelgeschichte des Lukas erfahren wir außerdem (Kapitel 1, 4-13): „Und als er mit ihnen beim Mahl war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr – so sprach er – von mir gehört habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen. Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der Ölberg heißt und nahe bei Jerusalem liegt, einen Sabbatweg entfernt. Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Zelot und Judas, der Sohn des Jakobus. Diese alle hielten einmütig fest am Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.“
Matthäus berichtet zwar nichts von der „Himmelfahrt“, aber sein „Missionsbefehl“ ist eine wundervolle Ergänzung (Kapitel 28, 16-20): „Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Auch die Beschreibung der „Himmelfahrt“ führt uns unwillkürlich zu der Grundsatzfrage, glaube ich an einen allmächtigen Gott oder nicht? Wenn ich diese Frage mit „Ja“ beantworten kann, dann darf ich gern nach dem „Wie“ fragen. Tatsache ist, dass mehrfach davon berichtet wird, was die Jünger „gesehen“ haben. Das ist meines Erachtens allein entscheidend, denn nur für sie sollte das Geschehen Kraft und Stärke für ihren künftigen Weg und Zeugnisdienst sein. Aber hätte er, nachdem er sich nach seiner Auferstehung den Jüngern gezeigt hat, nicht einfach „verschwinden“ können? 40 (!) Tage wirkte er noch unter ihnen bis zu seinem „Heimgang“, nun sollten sie Zeugen sein, dass er wie angekündigt zu seinem Vater geht.
Zur damaligen Zeit glaubte man, dass die Götter bzw. Gott seinen Palast oder sein Reich tatsächlich im bzw. über dem Himmel in weiter Ferne hat. Der Mensch glaubt leichter, wenn er auch (etwas) sehen kann. Für seine Jünger war es somit ein besonderes, freudiges und gravierendes Ereignis und die „sichtbare“ Bestätigung, dass er in seines Vaters Reich eingezogen ist.
Waren vorher vielleicht noch Bedenken, Zweifel und Sorgen, die Angst, dem Auftrag nicht gerecht werden zu können, so wichen diese der Zuversicht und Dankbarkeit. Das lesen wir auch aus den oben zitierten Textstellen:
„Sie predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen.“ | „Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“ | „Diese alle hielten einmütig fest am Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.“
Alles was ihnen Jesus bis dato verheißen hatte, erfüllte sich und nunmehr auch, dass er wieder zum Vater geht. Dadurch war außer dem Ansporn, das Evangelium zu verkünden, auch der Glaube an die Wiederkunft Christi gestärkt. Sollten bei dem einen oder anderen (verständlicherweise) noch leichte Zweifel geherrscht haben, so wurden sie ganz sicher mit der für die Jünger sichtbaren „Himmelfahrt“ vollständig beseitigt.
Voller Überzeugung konnten sie den Heiland preisen und den Menschen Hoffnung bringen, dass der Herr den Weg für alle bereitet hat, die an ihn glauben.
Auch Paulus hatte diese ganz persönliche Erfahrung in der Begegnung mit Christus, der ihn fragte, warum er ihn verfolge. „Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen sprachlos da; denn sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemanden“ (Apostelgeschichte 9, 7). Auch für ihn war somit ein Glaubensfundament geschaffen, dass ihn zu dem Eiferer machte, den wir aus der Heiligen Schrift kennen.
Und da uns die Bibel ein „Buch des Lebens“ und weder ein Märchenbuch noch ein überholtes Geschichtsbuch ist, stellt sich die Frage, welche offen-sicht-lichen (!) Zeichen, Erlebnisse oder Wunder uns schon begegnet sind. Was hat es mit uns gemacht? Konntest du auch glauben, dass sich hier etwas gezeigt hat, was allein für dich bestimmt war, um deinen Glauben zu stärken und dich zu einem Zeugnis zu formen?
Ich wünsche uns einen ganz besonderen, reich gesegneten Himmelfahrtstag, der uns einen Blick in den offenen Himmel gestattet; nicht erst am Ende unserer Tage.
„Er (Stephanus) aber, voll Heiligen Geistes, sah auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten Gottes und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ (Apostelgeschichte 5, 55-56).
„GOTT mit uns!“
Apostel Lukas