Ostern
Liebe Glaubensgeschwister,
kaum ist Weihnachten vorbei, nähern wir uns dem bedeutendsten Fest der Christenheit, nämlich dem Osterfest. Um dieses Osterfest würdig und unseres Glaubens gemäß zu erleben, bedarf es schon einer ernsthaften Vorbereitung, und die kann im Ablauf unseres Kirchenjahres nicht zeitig genug beginnen. Deshalb lasst mich zunächst, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, mit einer historischen Darstellung der Entstehung des Osterfestes beginnen.
Zu Zeiten Jesu Christi (bis in unsere heutige Zeit hinein) feierten die Juden das sogenannte Passahfest zur Erinnerung an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei. Im Rahmen des damaligen Passahfestes nahm Jesus Christus mit seinen Jüngern am Abend des Donnerstags das vorgeschriebene Abendmahl und wurde durch einen seiner Jünger verraten, von den Römern verurteilt und am Freitag hingerichtet und gekreuzigt. Das christliche Osterfest baut auf diesem Fest auf und erst eine Entscheidung des Konzils von Nicäa trennte 325 nach Christus das Osterdatum vom Passahfest bis hin zu seiner noch heute gültigen Abgrenzung des Christentums vom Judentum.
In unseren Breiten feiert man den Beginn des Frühlings am Tag der Tagundnachtgleiche und dann Ostern am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. Der Name „Ostern“ stammt vermutlich von einer germanischen Gottheit namens Ostera. Sie galt als die Göttin des Frühlings, der Fruchtbarkeit und der Morgenröte.
In diesem Zusammenhang muss auch noch die sogenannte Karwoche des Christentums als Vorbereitungszeit auf das Osterfest erwähnt werden. Der Wortteil „kara“ stammt aus dem Althochdeutschen in der Bedeutung von Kummer, Klage bzw. Trauer. Mit dieser Woche haben wir die unmittelbare Vorbereitungszeit auf Ostern. Sie beginnt am Palmsonntag und endet Karsamstag. Gleichzeitig ist sie die letzte Woche der Fasten- und Passionszeit.
Wir wollen diese Woche in unserer Kirche im Besonderen dazu nutzen, um daran zu denken, dass Jesus Christus am sogenannten Gründonnerstag mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl nahm, am Karfreitag gekreuzigt wurde und am Ostersonntag die Auferstehung Jesu Christi stattfand – der Sieg des Lebens über den Tod!
Aus meiner Kindheit weiß ich noch genau, dass diese Woche in einem apostolischen Haus in aller Ruhe durchlebt werden sollte. Ich erinnere mich sogar, dass man an keinen Veranstaltungen außerhalb der christlichen Gemeinschaft teilnehmen sollte, es wurden bis in die 1960er Jahre gar keine weltlichen oder Unterhaltungsveranstaltungen durchgeführt. Sogar die Radioprogramme wurden nur mit „ernster Musik“ ausgestrahlt, vom Fernsehen ganz zu schweigen (das spielte damals ohnehin nur eine untergeordnete Rolle). Das bedeutete für mich beispielsweise, einen Kinobesuch auf eine andere Woche zu verschieben. Diese Vorbereitung diente ausschließlich dem Karfreitag, an dem wir als Christen an den Tod von Jesus Christus erinnert werden. Er wurde als ein Tag der Stille und der Buße begangen.
In meiner Jugend empfand ich das Verhalten in dieser Woche zwar überzogen, meine Begründung damals: „Wir wissen doch was passiert ist“. Also war das Thema abgehakt. Heute weiß ich jedoch, dass es nötig ist, sich immer wieder mit dem Plan Gottes auseinanderzusetzen. Stille bedeutet für mich einfach, mir Zeit zum Nachdenken zu nehmen. Man könnte auch sagen, es ist wie Fasten, denn mit und durch Enthaltsamkeit kann ich mich neu besinnen.
Ich nehme mich aus meinem vermeintlichen Alltag einfach mal raus und mache mir bewusst, welches Opfer Gott in Form seines Sohnes für meine Erlösung gebracht hat. Ohne den Kreuzestod Jesu Christi gäbe es für uns heute keine Chance auf Auferstehung!
Wenn ich also aus der Karwoche bzw. aus dem Karfreitag mit dem Abendmahl, das wir ihm zur Ehre feiern, gestärkt hervorgehe, dann bin ich auf das Osterfest und die Auferstehung unseres Herrn eingestellt:
Rollt ab den Stein, Jesus lebt!
Die zentrale Botschaft des Osterfestes ist nun einmal die Auferstehung Jesu Christi. Sie fand am Ostersonntag statt, wie vom Herrn angekündigt, und die Kunde davon verbreitete sich unter seinen Anhängern schnell weiter. Er erschien am dritten Tag nach seiner Kreuzigung in leiblicher Gestalt zwei seiner Jünger, den Frauen und den Elfen. Lies darüber hinaus auch die Berichte in der Heiligen Schrift:
Matthäus 28, 1-10; Markus 16, 1-8; Lukas 24, 1-12
Welchen Stellenwert nimmt das Osterfest nun in meinem Leben heute ein, wie kann ich meinem Schöpfer nahe sein und seine Gnade und Barmherzigkeit verspüren? Dafür haben wir zwei Feiertage, nämlich zum einen den Ostersonntag, um an die Auferstehung erinnert zu sein, und um zum anderen ab Ostermontag selbst (symbolisch) aktiv zu werden, sichtbar und hilfreich für meinen Nächsten. Bin ich in der Lage, zu vergeben und immer wieder die Hand zu reichen? Lasst uns das christliche Wesen anziehen und uns befleißigen, in der Nachfolge Jesu Christi zu leben, Zeit zu opfern, um meinem Nächsten hilfreich zur Seite zu stehen und für ihn da zu sein!
Lies dazu bitte Josua 24, 15: „… Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.“
Die österliche Kernaussage stammt aber von Jesus Christus selbst, wie wir im Lukas 23, 34 lesen können:
„Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! …“
Dem lasst uns nachfolgen und dazu wünsche ich uns allen eine gesegnete Zeit in unserer Kirche.
Gott mit uns
Apostel André Hille